Der Audi e-tron im e-mops Kurztest

e-mops – Ladestationen für Elektroautos

Vor einigen Tagen hatten wir die Gelegenheit, den vollelektrischen SUV Audi e-tron einem kurzen Test zu unterziehen. Unsere Eindrücke wollen wir in diesem kurzen Bericht mit euch teilen.

Der Audi e-tron ist ein gutes, wertiges E-Fahrzeug in bester Audi Tradition. Der große (weitgehend geschlossene) Kühlergrill mit den 4 Ringen und die gesamte Karosserieform lassen eine deutliche Verwandschaft mit anderen Audi SUV erkennen. Die Verarbeitungsqualität ist Innen wie Außen hervorragend und bietet genau das Premium-Niveau welches Audi Kunden erwarten. Einzig der Kunststoff auf der Oberseite des Armaturenbretts ist von der Haptik her nicht optimal gelungen, da gäbe es im Detail vielleicht noch Verbesserungsbedarf.

Mit 4,90m Länge bietet der e-tron im Innenraum reichlich Platz für Passagiere und Gepäck. Die etwas hohe Ladekante ist der SUV Form geschuldet.

 

Einstieg und Sitzkomfort sind klassengemäß und bequem, auch hier bietet das Fahrzeug keine Überraschungen. Das moderne Instrumentenpanel und der große Touch-Bildschirm in der Mitte stellen die notwendigen Informationen übersichtlich dar. Oberhalb der Mittelkonsole findet sich ein weiteres Display für die Klimaeinstellungen. Die Klimaanlage funktioniert im Übrigen hervorragend und erledigt ihren Job mit erstaunlich geringem Geräuschpegel. Wie überhaupt das gesamte Fahrzeug auch während der Fahrt eine Ruhe verströmt wie es eben nur ein vollelektrisches Fahrzeug kann.
Audi bietet auch im e-tron einen Start-Knopf an, welcher etwas wie ein Relikt aus alter Zeit anmutet. Selbst beim Abstellen des Fahrzeugs muss man nach dem Drücken der P-Taste noch den Startknopf drücken um dem Fahrzeug das Ende der Fahrt zu vermitteln. An dieser (kleinen) Stelle ist das Fahrzueg schlicht nicht zu Ende gedacht, Tesla zeigt wie einfach "always-on" zu realisieren ist wenn man sich keine Denkverbote auferlegt.

Beim Fahren bietet der e-tron jederzeit ausreichend Leistung, auch wenn die Kennlinie des Strompedals nicht so direkt ausgelegt ist wie bei anderen E-Fahrzeugen. Tritt man das Pedal voll durch, ist das Drehmoment auch in der Nackenmuskulatur zu spüren. Trotz des hohen Gewichtes wirkt das Fahrzeug nicht träge. Der e-tron ist kein Sportwagen, aber ein gut motorisiertes und jederzeit gut beherrschbares SUV. Dabei ist die Geräuschentwicklung im Fahrzeug erfreulich gering, hier spielt der E-Antrieb seine Stärke aus.

Die Rekuperation löst Audi auf eine etwas eigenwillige Art und Weise. Lupft man den Fuß vom Strompedal, gleitet der Audi zunächst weiter. Die Rekuperation kann man über Lenkradpaddels in 2 Stufen variieren, die volel Rekuperationsleistung steht aber erst bei Nutzung des Bremspedals zur Verfügung. Die Aussage des Verkäufers, dies hänge mit der Aktivierung des Bremslichtes bei stärkerer Reku zusammen mag richtig sein, ist aber nicht zwingend. Tesla bietet auch ohne Betätigung des Bremspedals Verzögerungsleistung via Rekuperation bei der die Bremslichter aktiviert werden. Hier scheint Audi auf die Fahrer herkömmlicher Fahrzeuge Rücksicht zu nehmen, in meinen Augen ein Fehler welcher das Feature Rekuperation weit weniger intuitiv anbietet als es möglich wäre. Und dieses Verhalten wäre auch ein großer Kritikppunkt am e-tron, wenn da nicht der geniale Tempomat wäre.
Ich fahre seit vielen Jahren mit Abstandsregeltempomaten, und die bei Audi verbaute Version hat mich schlicht begeistert! Die automatische Anpassung der Geschwindigkeit an Stellen mit Begrenzung funktioniert prädiktiv, das heisst das Fahrzeug bremst bereits vor der Begrenzung auf die neue Zielgeschwindigkeit herab. In der Praxis bedeutet das, man aktiviert den Tempomaten und muss sich von diesem Punkt an um die Geschwindigkeit des Fahrzeugs praktisch nicht mehr kümmern. Selbst durch Kreisverkehre kann man mit aktiviertem Tempomaten fahren.
In diesem Fahrmodus nutzt der Audi die gesamte Bandbreite der zur Verfügung stehenden Rekuperation ohne Nutzereingriff perfekt aus. Damit ist die etwas ungelenk wirkende manuelle Rekuperationssteuerung in der Praxis überhaupt kein Problem.

Neben dem Abstandsregeltempomaten verfügt der e-tron über weitere Assistenzsysteme auf dem Stand der Technik. Der Spurhalteassistent ist weniger leistungsfähig als der bei Tesla, aber auf der Autobahn durchaus als Unterstützung brauchbar. Die Rückfahrkamera ist state-of-the-art und mit all den verschiedenen Blickwinkeln fast schon zu verspielt. Leider konnten wir diesmal die virtuellen Rückspiegel nicht testen, das haben wir uns für einen Folgetest aber bereits fest vorgenommen.

Nun könnte nach dem zuvor Gesagten hier ein durchwegs positives Fazit stehen, wenn nicht der unerwartet hohe Verbrauch wäre. Zwar können wir im Rahmen unseres kurzen Tests nur auf die Werte des Bordcomputers zurückgreifen, aber es bleibt ein großes Fragezeichen. Was macht dieses durchwegs gute Fahrzeug so stromhungrig? Ist es die Effizienz des Antriebsstrangs, ist es das Gewicht, sind es die großen Reifen?

27,6kWh pro 100km bei einer Strecke mit wenig Stadtverkehr, etwa 20km Autobahn mit Steigungen bei Tempo 140 und weiteren etwa 20km Bundesstraße mit Gefällstrecken und Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen ist ein Wert den ich so nicht erwartet hätte. Zumal der Langzeitspeicher des Bordcomputers über 500km (Probe-)fahrt einen noch deutlich höheren Wert von nahezu 35kWh pro 100km anzeigte.

 

 

Fakt ist, dass ich meine gewählte Teststrecke bei gleichem Tempo und gleicher Witterung mit meinem Model S mit etwa 30% weniger Verbrauch (laut Bordcomputer) hätte absolvieren können. Und auch ein Model X hätte auf derselben Strecke wohl noch mindestens 10% weniger Energie verbraucht. Das ist in Zeiten von Akkus mit <100kWh entnehmbarer Leistung ein Unterschied der sehr schnell auch im Alltag spürbar werden kann. Ein ausreichend gut ausgebautes Netz leistungsfähiger Schnelllader vorausgesetzt mag sich die Reisezeit auf Langstrecken nicht erheblich verändern. Aber gerade im Mittelstreckenbereich kann der Unterschied zwischen durchfahren und 1x Laden eben doch störend werden.

Das mag sich im Alltag alles relativieren und vielleicht findet Audi ja auch noch Mittel und Wege um den realen Verbrauch zu optimieren. Es bleibt aber ein Wermutstropfen im Test eines ansonsten wirklich überzeugenden Elektrofahrzeugs.

Ich bin mir sicher, dass der e-tron seine Kunden finden wird. Ich bin mir auch sicher, dass diese Kunden ein hervorragendes Fahrzeug erhalten werden. Die Eindrücke aus meinem Test und auch aus anderen Tests mit dem Audi e-tron zeigen aber deutlich, dass in einem überzeugenden Elektrofahrzeug jede Menge Know How steckt welches aufgebaut, gepflegt und fortlaufend optimiert werden muss. Ein einmal aufgelaufener Entwicklungsrückstand, gerade bei den Themen Aerodynamik und Antriebseffizienz, muss erst aufwändig wieder aufgeholt werden.

Der Audi e-tron ist aber auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

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